Montag, 15. Dezember 2025 GastroNews – Magazin für Profis
Technologie

Kollege Roboter am Herd: Wie automatisierte Köche die Gastro-Küche revolutionieren

Roboterarme, die Burger wenden, Woks schwenken und Bowls anrichten – was vor ein paar Jahren wie ein Messe-Gag wirkte, arbeitet heute in echten Profiküchen. Angesichts eines dramatischen Fachkräftemangels rücken Koch-Roboter zunehmend in den Fokus von Gastronomie und Hotellerie. Doch können sie wirklich Personalengpässe ausgleichen, konstante Qualität liefern und wirtschaftlich überzeugen? Wir haben uns die neuen Kollegen aus Stahl einmal genauer angeschaut.

# Kollege Roboter am Herd: Wie automatisierte Köche die Gastro-Küche revolutionieren

## 1. Science-Fiction wird Realität

Stellen Sie sich vor, Sie betreten eine Küche – und statt hektischem Klappern und lauten Kommandos hören Sie nur das leise Surren eines Roboterarms. Genau dieses Szenario ist bei YAYA, dem Gastro-Konzept des Hamburger Start-ups GoodBytz, längst Alltag. „Alice“, so heißt der Roboterarm, kocht dort Bowls und Currys beinahe im Alleingang: Zutaten kommen aus gekühlten Modulen, werden erhitzt, gemischt und schließlich im To-go-Behälter angerichtet. Kein Pilotprojekt, keine Messe-Demo – echte Produktion, die bereits über Lieferdienste wie Lieferando, Uber Eats und Wolt läuft.

GoodBytz hat mit seinem System den Sprung in Kantinen und Ghost Kitchens geschafft, beispielsweise bei Partnern wie Transgourmet. Die Maschine schafft bis zu 3.000 Mahlzeiten am Tag – eine Zahl, die zeigt, wie weit die Technologie gekommen ist. Und das Unternehmen plant weiter offensiv: „Ende nächsten Jahres werden es 200 sein“, sagt GoodBytz-CEO Kevin Deutmarg über die geplanten Installationen.

Damit ist klar: Der Wow-Effekt ist vorbei. Jetzt geht es um Nutzen, Effizienz und die Frage, wie solche Systeme Arbeitsabläufe verändern – und ob sie wirtschaftlich tragen.

## 2. Die neuen Spezialisten am Herd

Roboterküchen sind längst keine Einheitsmaschinen mehr, sondern hochspezialisierte Cobots für einzelne Aufgaben. Und diese Spezialisierung lohnt sich: Je klarer der Prozess definiert ist, desto besser funktioniert die Automatisierung.

### Flippy 2 – der Burger- und Frittierprofi  
Viele Gastronomen kennen ihn aus viralen Videos: Flippy 2 von Miso Robotics. Der Roboterarm mit KI-Assistenz erkennt per Wärmebildkamera Garstufen, wendet Burger exakt im richtigen Moment und übernimmt das Frittieren von Pommes oder Chicken. Rund 300 Burger pro Tag oder 60 Körbe Frittiergut pro Stunde schafft das System. Der menschliche Eingriff? Nahezu null. Die einheitliche Qualität ist besonders in der Systemgastronomie gefragt – dort, wo Prozesssicherheit entscheidend ist.

### BotinKit – die Wok-Maschine  
In Küchen mit asiatischem Schwerpunkt sorgt BotinKit für Entlastung. Der Roboter rührt Pfannengerichte konstant, kontrolliert die Temperatur und dosiert Gewürze grammgenau. Das Ergebnis: reproduzierbare Qualität und Zeitersparnis. Praktisch: Teile des Systems reinigen sich selbst, was im stressigen Tagesgeschäft schnell zu einem überzeugenden Vorteil wird.

### Picnic Pizza Station – Hochleistung für Pizzerien  
Bei Pizza geht es oft um Geschwindigkeit und Konsistenz. Picnic liefert beides: Die vollautomatische Station belegt bis zu 130 Pizzen pro Stunde – von Sauce über Käse bis zu Toppings. Der Prozess ist nicht nur schnell, sondern auch nachhaltig: Das System reduziert Lebensmittelabfall deutlich, da Menge und Verteilung exakt gesteuert sind.

### BreadBot – Brotbacken auf Autopilot  
Ein weiteres Beispiel ist BreadBot – ein in sich geschlossenes Backsystem, das Teig mischt, gehen lässt und frisch backt. Besonders spannend für Betriebe, die auf Sichtbacken setzen möchten, aber keine zusätzlichen Fachkräfte finden.

***

Für Gastronomen heißt das: Für fast jeden wiederkehrenden Küchenprozess gibt es inzwischen eine spezialisierte Maschine – und die Zahl der Anbieter wächst stetig.

## 3. Effizienz vs. Kosten

Koch-Roboter sind beeindruckend, aber letztlich muss der Taschenrechner entscheiden. Viele Hersteller setzen deshalb auf „Robotics-as-a-Service“-Modelle: Statt teurer Anschaffung zahlen Betriebe eine monatliche Miete – bei GoodBytz etwa zwischen ca. 4.900 und 10.000 Euro, bei Flippy ab rund 3.000 Dollar.

Diese Summen wirken hoch, aber sie müssen im Kontext gesehen werden. Fachkräfte in der Küche sind knapp – laut DEHOGA fehlen im Vergleich zu 2019 rund 100.000 Mitarbeitende im Gastgewerbe. Und die, die da sind, sind wertvoll und teuer: Lohnnebenkosten, Krankheitsausfälle, Urlaub, Überstunden. Dazu kommen die Herausforderungen, überhaupt geeignetes Personal zu finden.

Roboter hingegen:

- melden sich am Samstagabend nicht krank,  
- arbeiten konstant,  
- lassen sich skalieren, wenn das Geschäftsmodell wächst.

Vor allem bei hohem Durchsatz – etwa in Kantinen, Stadiongastronomie oder Systemrestaurants – kann der ROI positiv ausfallen. GoodBytz spricht je nach Einsatzgebiet von möglichen Einsparungen bis zu 80 Prozent der Personalkosten für bestimmte Prozessschritte. Auch wenn dieser Wert im Einzelfall variieren wird: Wer viele repetitive Abläufe hat, kann wirtschaftlich profitieren.

Für kleinere À-la-carte-Betriebe ohne standardisierte Abläufe lohnt sich die Automatisierung dagegen oft nur teilweise – zum Beispiel für Frittierstationen oder Teigverarbeitung. Die Investition muss also zum Konzept passen.

## 4. Qualität und Konstanz

Einer der größten Vorteile automatisierter Küchen ist die verlässliche Qualität. Ein Roboter hat keinen schlechten Tag, keine Stressmomente, keine Müdigkeit nach zehn Stunden Schicht. Jedes Gericht wird exakt nach Rezept produziert.

Diese Standardisierung bringt gleich mehrere Pluspunkte:

- Die 100. Bowl schmeckt wie die erste.  
- Dosierungen sind millimetergenau – Food Waste sinkt, oft signifikant.  
- Hygiene verbessert sich, weil weniger Berührungspunkte entstehen.

Picnic meldet beispielweise, dass die Station den Abfall auf rund zwei Prozent reduziert – im Vergleich zu typischen zehn bis zwölf Prozent bei manueller Produktion. Gerade angesichts steigender Lebensmittelpreise ist das ein starkes Argument.

## 5. Der Mensch bleibt unverzichtbar

Trotz aller Effizienz: Der Roboter ersetzt den Koch nicht – er entlastet ihn. Kreativität, Abschmecken neuer Gerichte, Konzeptionsarbeit oder der Umgang mit unvorhersehbaren Situationen bleibt menschlich. Oder wie ein Brancheninsider formuliert: „Der Roboter meldet sich am Samstagabend nicht krank und verlangt kein Trinkgeld“ – aber er improvisiert auch nicht, wenn ein Kunde eine allergenfreie Spezialanfrage stellt.

Auch Gewerkschaften sehen Chancen. Marc Baumeister von der NGG sagt dazu: „Technischen Fortschritt hat es immer gegeben. Weiterentwicklung ist an der Stelle kein Fluch, sondern kann die Arbeit erleichtern.“ Die Rolle wandelt sich: Köchinnen und Köche werden zu Küchenmanagerinnen und -managern, die Prozesse überwachen, Qualität sichern und Roboter steuern.

DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges betont zwar vor allem im Service die Bedeutung menschlicher Interaktion, doch die Aussage lässt sich auf die Küche übertragen: Handwerk und Feinfühligkeit bleiben wichtig. Emotion, Kreativität, Geschmackskompetenz – all das kann keine Maschine leisten.

## Fazit & Ausblick

Koch-Roboter sind mehr als ein Trend: Sie kommen aus der Nische und werden zu echten Cobots in professionellen Küchen. Für standardisierte Prozesse – Bowls, Pizza, Burger, Wokgerichte – bieten sie Effizienz, Prozesssicherheit und kalkulierbare Kosten. Gleichzeitig bleiben Menschen zentrale Gestalter der Küche: für Kreativität, Produktentwicklung und Qualitätskontrolle.

Lohnen sich automatisierte Küchen? Für Betriebe mit hohem Durchsatz, konstanten Abläufen und Personalproblemen: ja, absolut. Für kleinere traditionelle Restaurants: vielleicht – aber oft nur in Teilbereichen.

Der Markt boomt ohnehin. Analysten sehen Food Robotics als Milliardensegment – und die Technologie entwickelt sich rasant weiter. Wer sich jetzt mit dem Thema beschäftigt, kann schon bald wertvolle Wettbewerbsvorteile gewinnen.

### Kurz-Check für Ihren Betrieb

- Haben Sie mindestens einen stark standardisierbaren Prozess?  
- Leiden Sie unter dauerhaftem Personalmangel oder hohen Lohnkosten?  
- Arbeiten Sie mit hohem Durchsatz (Kantine, Systemgastronomie, Take-away)?  
- Ist Ihre Küche bereit für klar definierte Workflows?

Wenn Sie mehrere Punkte mit Ja beantworten: Dann könnte Ihr nächster Kollege tatsächlich aus Stahl sein.

Weitere Bilder