Dienstag, 16. Dezember 2025 GastroNews – Magazin für Profis
Technologie

KI als Gamechanger: Warum der Kollege Roboter den Service rettet (und nicht ersetzt)

Künstliche Intelligenz ist im Gastgewerbe längst angekommen – nur oft unbemerkt im Hintergrund. Doch immer mehr Hotels und Restaurants entdecken, wie sehr digitale Assistenten den Alltag erleichtern können. KI hilft gegen Personalmangel, steigert Umsätze und sorgt für zufriedene Gäste. Und vor allem: Sie lässt dem Team wieder mehr Zeit für echte Gastfreundschaft.

1. Der unsichtbare Concierge

Stellen Sie sich vor, in Ihrem Betrieb arbeitet ein Kollege, der nie müde wird, rund um die Uhr verfügbar ist und sofort jede Routinefrage beantwortet. Klingt nach Science-Fiction – ist aber längst Realität. Denn KI hält in Rekordtempo Einzug in Hotellerie und Gastronomie. Das Marktvolumen, das 2022 noch bei rund 90 Millionen US-Dollar lag, soll laut Analysen bis 2033 auf stolze 8 Milliarden US-Dollar wachsen.

Viele Häuser nutzen KI bereits, ohne es zu merken: etwa in Buchungsportalen, die Preise automatisch optimieren. Gleichzeitig steckt der aktive Einsatz im eigenen Betrieb im deutschsprachigen Raum noch in den Anfängen – nur etwa 9 bis 13 Prozent der Hoteliers in Deutschland und Österreich greifen bewusst zu KI-Tools.

Dass sich das bald ändern muss, betont auch die Branche selbst. Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hotelvereinigung, bringt es sinngemäß so auf den Punkt: Wer glaubt, KI sei Zukunftsmusik, liege falsch – entscheidend sei, was die Gäste heute erwarten.

Die Botschaft: Keine Angst vor dem digitalen Kollegen. KI ist nicht dazu da, Menschen zu ersetzen, sondern ihnen den Rücken freizuhalten. Und genau das wird in den nächsten Jahren zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.

2. Kommunikation & Service 24/7

Sie kennen das: Das Telefon klingelt, während gleichzeitig drei Gäste vor dem Tresen warten, die Küche eine Rückfrage hat und jemand wissen möchte, wo man hier eigentlich parken kann. Personalmangel trifft auf steigende Erwartungen – Gäste möchten heute schnelle Antworten, egal ob frühmorgens oder spätabends.

Hier kommen KI-Chatbots ins Spiel, etwa über die eigene Website oder Messenger-Dienste wie WhatsApp. Anbieter wie runnr.ai oder DialogShift zeigen, wie das in der Praxis aussieht. Die Vorteile sind klar:

Laut Studien können Chatbots Wartezeiten für Gäste um bis zu 30 Prozent verkürzen. Und viele Betriebe berichten Ähnliches: „Seit der Chatbot die Standardfragen übernimmt, klingelt das Telefon an der Rezeption 40 Prozent seltener. Wir haben endlich wieder Zeit, dem Gast beim Check-in in die Augen zu schauen“, erzählt beispielsweise ein Hotelier, der die Technologie seit einigen Monaten nutzt.

Auch die Gäste zeigen sich offen: 58 Prozent glauben laut dem State of Hotel Guest Technology Report, dass KI ihren Aufenthalt verbessern kann. Wichtig ist einzig, dass die Systeme sauber eingebunden und DSGVO-konform betrieben werden.

Für Sie bedeutet das: Ein digitaler Assistent, der Routineanfragen übernimmt, schafft Platz für das, was wirklich zählt – persönlicher Service und zufriedene Gäste.

3. Umsatz & Pricing: Der richtige Preis zur richtigen Zeit

Gäste vergleichen heute mehr denn je – Preise, Leistungen, Verfügbarkeiten. Gleichzeitig schwanken Nachfrage und Kosten je nach Saison, Wetter oder Events. Ohne automatisierte Tools ist es kaum möglich, hier immer optimal zu reagieren.

Dynamic Pricing auf KI-Basis übernimmt genau diese Aufgabe. Die Systeme analysieren in Echtzeit Faktoren wie Nachfrage, Marktumfeld und Mitbewerberpreise. Das Ergebnis: Umsatzsteigerungen von bis zu 15 Prozent pro Zimmer, wie Daten von runnr.ai und Skift zeigen.

Doch KI kann noch mehr: Sie macht Upselling cleverer. Wenn etwa eine Familie ein Apartment bucht, schlägt das System automatisch das passende Frühstückspaket vor – ohne dass Ihr Team zusätzliche Arbeit hat. Laut einer Analyse von Canary Technologies steigt der durchschnittliche Gästeumsatz durch personalisierte Empfehlungen um rund 20 Prozent. Und 61 Prozent der Verbraucher sind bereit, für maßgeschneiderte Angebote mehr zu bezahlen.

Damit eröffnet KI nicht nur neue Umsatzpotenziale, sondern hilft auch, die Erwartungen moderner Reisender zu erfüllen. Die Technik arbeitet unsichtbar im Hintergrund, während Sie den Gästen ein stimmiges, persönliches Erlebnis bieten.

4. Operative Entlastung & Kostensenkung

Neben Kommunikation und Pricing spielt KI in vielen operativen Bereichen eine immer größere Rolle – oft dort, wo man es am wenigsten merkt.

Energiekosten etwa. Intelligente Systeme regulieren Heizung und Licht basierend auf Belegung, Wetter und Nutzungsverhalten. Einsparungen von bis zu 20 Prozent sind laut Smartness realistisch. Gerade für Betriebe mit hohem Energiebedarf kann das ein spürbarer Hebel sein.

Auch beim Thema Stornierungen punktet KI: Moderne Tools erkennen Muster und sagen vorher, welche Buchungen vermutlich kurzfristig abgesagt werden. Die betreffenden Zimmer können frühzeitig wieder angeboten werden – ein entscheidender Vorteil im heutigen Markt.

Hinzu kommen automatisierte Prozesse wie digitaler Check-in oder Check-out, die Papierkram reduzieren und Abläufe beschleunigen. Forbes spricht von möglichen Betriebskosteneinsparungen von bis zu 30 Prozent durch Automatisierung.

Für Sie heißt das: Weniger Zeit für Verwaltungsaufgaben, mehr Zeit für das Gästeerlebnis.

5. Der Faktor Mensch: Augmented Hospitality

Bei all den beeindruckenden Möglichkeiten bleibt eine Wahrheit bestehen: Die beste Technologie ersetzt keine menschliche Herzlichkeit. Deshalb setzt die Branche zunehmend auf den Ansatz der „Augmented Hospitality“.

Die Idee: Technologie erweitert die Fähigkeiten des Teams, statt es zu ersetzen. Routineaufgaben wie FAQs, Rechnungen oder Reservierungsbestätigungen übernimmt die KI. Alles, was Empathie, Fingerspitzengefühl oder persönlichen Kontakt braucht – vom Beschwerdemanagement bis zum Willkommenheißen – bleibt beim Menschen.

Olga Heuser von DialogShift beschreibt es so: KI soll die Routine abnehmen, damit das Team mehr Zeit für echte Empathie hat. Und tatsächlich zeigen Umfragen, dass Gäste bei allem Wunsch nach Schnelligkeit weiterhin großen Wert auf persönliche Interaktion legen.

Wichtig ist daher ein „Human in the loop“-Ansatz: Komplexe oder emotionale Anliegen müssen jederzeit nahtlos an Mitarbeitende übergeben werden. Wenn dieses Zusammenspiel klappt, profitieren alle – Gäste, Team und Betrieb.

Fazit & Ausblick

KI ist für Hoteliers und Gastronomen kein Zukunftsthema mehr, sondern ein praxistaugliches Werkzeug, um Personal zu entlasten, Kosten zu senken und Umsätze zu steigern. Die zentrale Erkenntnis: Der digitale Kollege ersetzt nicht die menschliche Gastfreundschaft, sondern macht sie wieder möglich, indem er Routineaufgaben übernimmt.

Der Markt wächst rasant, und die Gäste erwarten zunehmend schnelle Antworten und personalisierte Angebote. Wer jetzt beginnt, KI sinnvoll einzuführen, verschafft sich einen deutlichen Vorsprung – sowohl gegenüber Mitbewerbern als auch gegenüber den Herausforderungen des Arbeitsmarktes.

Wenn Sie heute erste Schritte gehen, sei es mit einem Chatbot oder einem automatisierten Pricing-Tool, machen Sie Ihren Betrieb fit für die Zukunft. Und das Wichtigste: Sie gewinnen Zeit zurück für das, was Ihre Gäste wirklich begeistert.

Kurz-Check für Ihren Betrieb

Wer diese Punkte angeht, macht den ersten Schritt in Richtung „Augmented Hospitality“ – und bleibt der Konkurrenz einen Schritt voraus.

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